Leseprobe 2 – Sturz in die Unterwelt

Für Ebo hatte die Katastrophe aber auch ihre gute Seite. Er war wieder frei. Und so lief und lief er, immer seinem Rüssel hinterher, wie es ihm Mopati geraten hatte. Und wäre er diesmal nicht über einen Kanaldeckel gestolpert, wer weiß – vielleicht wäre er tatsächlich mit den Dosen bis nach Afrika durchgelaufen. Den Kanaldeckel hatte ein gedankenloser Arbeiter in der Mittagspause einfach liegen gelassen. Ebo stolperte über ihn und stürzte tief hinab in den offenen Schacht. Dabei hatte er noch Glück im Unglück: die Kante des Deckels durchtrennte das Seil mit den Blechdosen, sodass diese oben hängen blieben. Hier wurden sie nach drei Tagen von den Brüdern auf der Suche nach Ebo entdeckt. Später erinnerten ein paar Hundeblumen und ein kleines Kreuz aus Legosteinen an den Unglücksort.
Ebos Absturz verlief jedoch glimpflich. Am Boden des Schachtes landete er in weichem, allerdings übel riechendem Morast, aus dem er sich nur mit großer Mühe wieder befreien konnte. Wie man weiß, nehmen Elefanten ja äußerst gern mal ein handfestes Schlammbad. Aber Schlamm in einem Abwasserkanal ist wohl das Übelste, was einer empfindlichen Elefantennase widerfahren kann. Ebo hatte den Gestank noch tagelang in seinem Rüssel. Das nahm er aber gerne in Kauf, war es doch für ihn auch so etwas wie der Geruch der Freiheit. Der sollte sich jedoch auf seiner Wanderung nach Afrika noch einige Male gehörig ändern.